Berichte zur Besetzung vom 4. 12. in Leipzig

Die regionale Tageszeitung „Mitteldeutsche Neueste Nachrichten“ informiert die Öffentlichkeit nach 2 Tagen sehr detailliert:

„So ein Tag, so wunderschön wie heute …. .“

18.20 Uhr: Schon auf der Kundgebung auf dem Karl-Marx-Platz berichtet ein Sprecher von Verhandlungen oppositioneller Gruppen mit der Runden Ecke und deren Stocken. Der Zorn der Menschen schwillt deutlich an: „Keine Aktenvernichtung!“

Kurz vor 19 Uhr: Der Demonstrationszug erreicht die Runde Ecke. Vom Balkon berichtet ein Sprecher der Bürgerbewegung, daß das Gebäude besetzt sei und daß jetzt die Versiegelungen der Räume erfolge, um die Vernichtung der Akten zu unterbinden.29

Die LVZ berichtet 20 Jahre später erneut über die Ereignisse des 4.12.1989:

„Gegen 18.30 Uhr konnten 30 Bürgerrechtler und danach Vertreter der Leipziger Medien das Dienstgebäude am Dittrichring betreten. MfS-Offiziere mußten den Besetzern Rede und Antwort stehen.“30

Es war dem Zufall überlassen, wer ins Gebäude kam. Die nächst stehenden 30 Personen kamen rein, aber keine gewählte Delegation, wahrscheinlich wurden auch Mitarbeiter des MfS eingelassen. Die Bürgerrechtler*innen konnten sich jedoch wenigstens teilweise durchsetzen und laut artikulieren. Im Laufe der Nacht entstand für diese Ansamm­lung von Menschen die Bezeich­nung "Bürgerkomitee".31

Und in der Leipziger Volkszeitung war weiter zu lesen:

„Empörung über die Verbrechen am Volk. Räume und Archive durch Staatsanwalt versiegelt. An allen Zugängen des Gebäudekomplexes verharrten Tausende bis in die Mitternachtsstunden, um zu sichern, daß keine Dokumente beiseite geschafft werden konnten.“32