Stasi wollte im Dezember 1989 die Waffen nicht abgeben

neuer Aktenfund

Die Stasi-Mitarbeiter in Karl-Marx-Stadt (Chemnitz) weigerten sich im Dezember 1989, ihre Waffen an die Regierung Modrow abzugeben. Mehr noch, es wurden Stimmen laut, dass Mitarbeiter der Staatssicherheit nach Berlin ziehen wollten. Dies geht aus Dokumenten hervor, die der Aufarbeitungsverein Bürgerkomitee 15. Januar e.V. erstmals online ediert hat. In dem Bericht des Regierungsbeauftragten aus Karl-Marx-Stadt heißt es u.a.: Ein Sprecherrat forderte „wir legen die Waffen nicht ab, wir können uns landesweit organisieren, wir lassen uns nicht verheizen.“ Hintergrund der aufgeheizten Stimmung waren nicht nur die Angriffe der Bevölkerung der DDR auf Stasi-Dienststellen ab dem 4. Dezember 1989. Zunehmend wurden auch MfS-Angehörige an Arbeitsplätzen und in Wohnsiedlungen teilweise aggressiv angegangen. Anfang Januar 1990 wurde bekannt, dass mehrere Kreisdienststellen, voran die in Gera, per Telex Appelle mit dem Titel „Heute wir-morgen Ihr“ an Ihre Kollegen DDR-weit verschickt hatten, die man als Putschaufruf verstehen konnte. Dass es letztlich nicht zu einer Revolte der Stasi-Mitarbeiter kam, lag auch daran, dass die Stasileute sich uneins waren. Ein Teil war gewohnt, die Befehle der Regierung umzusetzen, nur ein Teil wollte zu den repressiven Methoden zurückkehren, während andere durchaus sahen, dass es so nicht weitergehen konnte. Für Karl Marx-Stadt fiel einem Stasiverantwortlichen aus Berlin nichts mehr ein, als den bedrängten MfS-Ehefrauen zu raten, Schutz in der Kirche zu suchen.

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