Im Dezember 1989 deutlich nach den Besetzungen der Bezirkszentralen wurde in Berlin die Bezirksverwaltung des MfS "von oben", d.h. durch den Staat selbst aufgelöst. Volksaktivitäten in der DDR-Hauptstadt sollte präventiv entgegengewirkt werden. Zu der Gründungssitzung des Kontrollausschusses, die im ostberliner Polizeipräsidium am 17. Dezember stattfand, wurde offenbar gezielt auch Ibrahim Böhme eingeladen. Er sollte Mitglied des Kontrollgremiums zur Auflösung der BV Berlin werden. Am Runden Tisch, wo er für die SDP sass, räumte er ein, dass er gar nicht wisse, wieso er dort eingeladen war. 

PdVP. Einladungsschreiben an Ibrahim Böhme. 14.12.1989, RHG MaB 54

Handschriftliches Protokoll der Sitzung im Polizeipräsidium. 17.12. 1989, RHG MaB 54

Protokoll des ZRT.  22.12.1989, BArch-Digitalisat, Protokoll des ZRT. 27.12.1989, BArch-Digitalisat

Nicht genug der Merkwürdigkeiten. Der Zentrale Runde Tisch debattierte Ende 1989 mehrfach darüber, ob eine Arbeitsgruppe zur Kontrolle der Stasi-Auflösung erforderlich sei. Es war nicht zuletzt Böhme, der die Diskussion immer wieder chaotisierte. Er erzählte vom Berliner Kontrollausschuss und suggerierte, dieser sei auch möglicherweise für die Auflösung des gesamten Ministeriums  für Staatssicherheit zuständig. Insofern erübrige sich ein Ausschuss. Dies war faktisch eine Unwahrheit, denn der Berliner Kontrollausschuss sollte nur die Berliner Bezirksverwaltung auflösen nicht jedoch das Ministerium selbst. Böhme Geschichten stifteten Verwirrung und verzögerten die Einrichtung einer Spezialarbeitsgruppe, der AG Sicherheit des Runden Tisches. Als dieser Ende Dezember dann endlich gegründet werden sollte, bewarb sich Böhme um den Vorsitz. Weil kurz vor Silvester kein anderer bereit war, lag die Kontrolle der Stasi-Auflösung durch den ZRT um die Jahreswende bei Ibrahim Böhme. 

Auch am 15. Januar spielte Böhme eine unrühmliche Rolle. Es lagen Anträge von Bürgerkomitees udn der AG Sicherheit vor, engergeischere Maßnahmen zur Auflösung des MfS zu ergreifen, v.a. die Zentrale des MfS in Berlin-Lichternber lahm zu legen. Der Oppostionelle Wolfgagn Ullmann, drängte Böhme die Anträge einzubringen. Doch Böhme tat nichts dergleichen. Die Sitzung des ZTR verstrich ohne Antrag.

Protokoll der 7. Sitzung des ZRT vom 15.1.1990. BArch-Digitalisat 

Der Antrag 5 der AG Sicherheit, Bl. 2. 15.1.1990. Mit dem handschriftliche Zusatz von Ullmann. "Herr Böhme Wer bringt das ein?" 

Dass Ibrahim Böhme alias "Maximilian" in diesern Tagen noch unter direktem Stasi-Einfluss stand, kann weder durch Akten noch durch Zeugenaussagen bewiesen werden. Nachgewiesen ist, dass die MfS/AfNS-Führung noch im Dezember 1989 plante Spitzenpersonen der Opposition, unter anderem der SDP über ihre Verbindungen für ihre Übergangsstrategie gewinnen. Der neue Leiter der für die Opposition zuständigen Hauptabteilung des AfNS sollte, in „auf Vertreter der SDP Einfluss" 14 nehmen.