Bürgerbewegte mit Regierungsauftrag- Die operative Gruppe im Auflösungskomitee

Parallel zu den Bürgerkomitees bildeten sich auch operative Gruppen, die den Auflösungsprozess unterstützten. In Berlin beschloss der Zentrale Runde Tisch am 13. Januar 1990 seiner AG Sicherheit eine solche operative Gruppe an die Seite zu stellen, die vor Ort Sachverhalten prüfen konnten. Mitte März wurde der ZRT aufgelöst, weil ein Parlament gewählt worden war, das nunmehr seine Rolle wahrnehmen sollte. Damit hing die operative Gruppe zunächst in der Luft. Eines der wichtigsten Mitglieder, Hans Schwenke, meint rückblickend, es sei dem persönlichen Engagement des Altoppositionellen Reinhardt Schult zu verdanken, dass die operative Gruppe in das staatliche Auflösungskomitee übernommen wurde. Schult wollte nach der Auflösung des Runden Tisches, an dem er selbst für das Neue Forum gesessen hatte, weiter an der Stasi-Auflösung mitwirken.

Er scharte Freiwillige und Mitglieder der AG S um sich. Schult konnte schließlich durchsetzen, dass ungefähr 10 der einst ca. 20 im Komitee eingestellt wurden und Klappkarten erhielten, die sie als Regierungsvertreter legitimieren. Es waren meist Jüngere, die bereit waren, bei der Stasiauflösung weiter zu machen. Peter Neumann erinnert sich an eine wichtige Aktion.

Film. Peter Neumann, damals operative Gruppe

Einer der wichtigsten Mitglieder, Hans Schwenke, meint, es sei das persönliche Engagement des Altoppositionellen Reinhardt Schult gewesen, dass die operative Gruppe übernommen wurde. Schult wollte nach der Auflösung des Runden Tisches, an dem er selbst für das Neue Forum gesessen hatte, weiter an der Stasi-Auflösung mitwirken. Und scharte Freiwillige um sich.

 

Foto: Reinhardt Schult, damals Leiter der operativen Gruppe

Film Hans Schwenke, damals Operative Gruppe

Mitglieder der operativen Gruppe Berlin, Namensliste (Adressen getilgt)o.D. Es fehlt der Leiter der Gruppe Reinhardt Schult. RGH, RS 85

Dass sich die OG selbst ihre Aufgaben geben wollte, war nicht im Sinne der Staatlichen Auflöser. Sie versuchten mit Hilfe von Richtlinien und Grundsätzen die Arbeit der OG zu begrenzen und durchzusetzen, dass sie dem stellvertretenden Komiteevorsitzenden Hans-Jürgen Schmutzler „unmittelbar unterstellt und ihm rechenschaftspflichtig“1 ist. Den Mitglieder wurde untersagt, sich eigenständig in der Öffentlichkeit zu äußern. Erst fünf Wochen vor dem Ende der DDR kam es zu einer beiderseits akzeptierten Festschreibung, die OG wurde dem Leiter des Auflösungskomitees, Eichhorn, unterstellt. Faktisch zogen sich die Konflikte sich bis zum Ende am 3.Oktober durch.

1Zit. nach Worst, Anne: Das Ende eines Geheimdienstes. Berlin 1991, S. 70

Film Hans Schwenke, damals Operative Gruppe 

Die OG kontrollierte aber auch stichprobenartig, wie die Stasi-Mitarbeiter in den vielen Dienstellen Ostberlins ihre Arbeitsplätze auflösten. Eigentlich war das die Aufgabe des Bürgerkomitees. Aus Personalmangel kam es aber dieser Aufgabe nur unvollständig nach. Doch die Stasi-Leute mussten gewärtigen, dass dennoch unangekündigt Mitglieder der OG vor der Tür standen. Des öfteren wurden diese fündig.

Film Hans Schwenke, damals Operative Gruppe

Auch in anderen Bezirken bildeten sich operative Gruppen, die sich sogar überregional vernetzten.

Bezirksverantwortliche der Operativen Gruppen, o.D. RHG, RS 85. 

Im Nachhinein hat Hans Schwenke im Oktober 1990 Rechenschaft über die Arbeit der OG abgelegt:

Film Hans Schwenke. Tätigkeiten der operativen Gruppen. Bericht. 3.10.1990. RGH, RS 85