Das Projekt "Konspirative Wohnungen"

Während die Zeit alle Ereignisse unsichtbar  macht,
halten Orte  das Geschehene fest.

Winfried Nerdinger (Architekturmuseum München)

zum Projekt

Die geheimen Trefforte von hauptamtlichen Mitarbeitern der Staatssicherheit mit Inoffiziellen Mitarbeitern (IM) in Erfurt waren Gegenstand eines multidisziplinären und multikulturellen Forschungsprojektes.

Im ersten Teil erfolgte durch Dr. Joachim Heinrich die Erfassung aller Konspirativen Wohnungen in Erfurt.
Die Ergebnisse wurden 2007 auf den Webseiten www.stasi-in-erfurt.de veröffentlicht. Seit Oktober 2007 ist eine online-Suche nach diesen Konspirativen Wohnungen (KW) auf dieser website möglich. Seit 2013 werden diese Seiten im gegenseitigen Einverständnis von der Gesellschaft für Zeitgeschichte weitergeführt.

Im zweiten Teil erfolgte eine Erweiterung mit einer detaillierten Darstellung der Funktion, dem Einsatz und der Tätigkeit in den Konspirativen Wohnungen.
An dieser Erarbeitung waren Dr. Heinz Mestrup und Prof. Dr. Heinrich Best von der Friedrich-Schiller Universität Jena beteiligt. Die Ergebnisse sind in einem Buch der Landesbeauftragten für die Unterlagen des ehemaligen Staatssicherheitsdienstes der Deutschen Demokratischen Republik erschienen. Das Buch ist vergriffen, der Inhalt ist hier als download (PDF 1,5 MB) samt Bildteil download (PDF 2 MB) abrufbar.

In einem dritten Teil wurden in einem Kunstprojekt vom 28.09. - 16.11.2007 im Kunsthaus Erfurt und vom 01.12.2007 - 20.01.2008 in Bracknell, UK diese „Orte des Verrats“ als bislang leere Stellen im stadträumlichen und sozialgeschichtlichen Gedächtnis thematisiert.
Pam Skelton führte das Projekt gemeinsam mit den von ihr eingeladenen Künstlern der schwedisch-britischen Gruppe C.CRED und Tina Clausmeyer durch. Die Ausstellung und ein dazugehöriges Veranstaltungsprogramm im Oktober 2007 fanden unter Leitung von Verena Kyselka im Kunsthaus Erfurt und an fünf öffentlichen Stationen im Erfurter Stadtraum statt.
Dazu erschien die Veröffentlichung „Conspiracy Dwellings: Surveillance in Contemporary Art” (Konspirative Wohnungen Überwachung in der zeitgenössischen Kunst), herausgegeben von Outi Remes und Pam Skelton, Cambridge Scholars Publishing, 2010. Das Buch bringt neun Essays von Theoretikern und Praktikern der Kunst mit Themen, die von den 70er Jahren bis in die Gegenwart reichen. Die Autoren Anthony Downey, Christine Eyene, Liam Kelly, Verena Kyselka, Robert Knifton, Outi Remes, Maciej Ożóg, Paula Roush, Matthew Shaul und Pam Skelton beleuchten aus einer Vielzahl von Positionen die praktischen und theoretischen Aspekte der Überwachung und deren Auswirkungen auf den städtischen Raum, Architektur, Staatsbürgerschaft und Bürgerrechte.

Am Projekt waren beteiligt: Dr. Heinz Mestrup und Prof. Dr. Heinrich Best, Friedrich-Schiller Universität Jena, Pam Skelton, Saint Martin's College of Art and Design, University of London, Tina Clausmeyer, Department of Design, Jan van Eyck Academy, Maastricht, Verena Kyselka, Erfurt und Dr. Joachim Heinrich, München. Mehr zum Forscherteam: pdf download (80kB)

Die Erfassung aller Konspirativen Wohnungen und die Visualisierung auf web wurde durch das Thüringer Ministerium für Kultur und die Landeszentrale für Politische Bildung des Landes Thüringen gefördert. Der soziologisch-wissenschaftliche Teil des Projektes ist teilweise durch die Stiftung Aufarbeitung der SED-Diktatur, Berlin finanziert worden, die künstlerischen Teile durch das Saint Martin's College, London und Jan van Eyck, Maastricht und die Bundeskulturstiftung.