Wer nachgibt, verliert

Putin und die Stasibesetzung in Dresden am 5. Dezember 1989

Was hat die Stasibesetzung mit dem Ukraine-Krieg zu tun? Putin dürfte 1989 in Dresden einige Urerfahrungen gemacht haben, die ihn bis heute prägen. Manches jedoch aus der Zeit ist jedoch Legende.

Behauptet wird:

Putin hätte damals Deutsche angeworben, die in der DDR den Umbruch im Sinne von Gorbatschow organisieren sollten.- Dies ist wohl eher eine Legende.  Richtig ist, dass der oberste KGB-Chef 1988 in Dresden war, vermutlich auch um Erkundigungen über Hans Modrow, einen der damaligen Hoffungsträger, einzuholen. Die kleine KGB-Mannschaft, darunter auch Putin, dürfte in der einen oder anderen Form in den Besuch einbezogen gewesen sein.

Putin hätte damals Agenten aus dem Westen geworben, die mit Wirtschaft und Finanzen zu tun hatten, wohl auch von der Stasi solche übernommen, um der Sowjetunion langfristig Informanten zu sichern. Das ist plausibel, weil das dem Aufgabenbereich von Putin entsprach. Umstritten ist, wie erfolgreich er dabei war. Angeblich wurde er disziplinarisch aus Dresden abberufen, weil er versuchte,  seinen Vorgesetzten bereits einen Enttarnten als erfolgreiche Werbung zu verkaufen.

Putin habe die Kartei mit den KGB-Mitarbeitern aus den Stasigebäuden gerettet, als dieses besetzt wurde. Dies dürfte eher aus dem Bereich der Legenden stammen, die von Putin selbst gestreut wurden, um seinen KGB-Mythos aufzubauen. Zutreffend ist, dass die Stasi solche Karteien hatte, weil sie für den Schutz der KGB-Mitarbeiter in der DDR zuständig war.

Putin habe sich Demonstranten entgegengestellt, die im Wohnviertel der Stasi demonstrierten und sich auch gegen die KGB-Villa richteten. Er habe sich als Dolmetscher ausgewiesen und das Haus als sowjetisches Eigentum bezeichnet. Bezeugt ist das nicht wirklich, könnte aber durchaus ähnlich stattgefunden haben.  Hinter den Türen waren jedenfalls bewaffnete KGBisten, wie ein Zeuge behauptete.

Fest steht: Dresden war bei ein relativer Hotspot von Gewalt in der friedlichen Revolution. Am 4. Dezember kam es rund um den Bahnhof zu regelrechten Straßenschlachten. Bürger, die die DDR über die CSSR verlassen wollten, durch Schließung der Grenzen aber daran gehindert wurden, lieferten sich erbittert heftige Auseinandersetzungen mit der Polizei. Solche Krawalle hatte es seit dem 17. Juni 1953 in der DDR nicht mehr gegeben. Ein Armeeeinsatz stand wie damals kurz bevor. Auch bei der Stasibesetzung am 5. 12. ging es in der Bautzener Straße nicht nur friedlich zu. Der Zutritt von einer Gruppe Bürgervertreter auf das eigentliche Stasigelände wurde zwar friedlich durch Verhandlungen erstritten. Aber die mehreren hundert Bürger, die sich vor den Toren versammelt hatten zogen teilweise heftig protestierend durch das nahe gelegene Stasi-Wohngebiet, wo auch Putins Dienststelle lag. Dabei wurden Angehörige von Stasimitarbeitern bedroht, in einem Fall soll einer Person ein Strick um den Hals gelegt worden sein, der an einen Trabbi angebunden wurde. Über die evangelische Kirche wurden Bürgerrechtler als Vermittler eingeschaltet. Offenbar hat sich bei Putin aber nur als Erfahrung  eingeprägt, dass das Volk aus dem Ruder läuft, wenn man die Kontrolle verliert,  gegen das Volk nur Standhaftigkeit hilft, und wer nachgibt, verliert.