Zum Ende der Stasi: Gewissheiten und Ungewissheiten

Fragen, Thesen, Kontroversen | Matinee, Sonntag 12. 1. 2020 um 11 Uhr | Berlin ehemaliges Stasigelände, Ruschestr. 103 Haus 1 Raum 614 | Veranstaltung anlässlich des 30. Jahrestages der „Erstürmung“ und "Besetzung" der Stasizentrale in Berlin |

Matinee - Vortrag mit Diskussion

Input zum Thema und Internetauftritt: Christian Booß, Aufarbeitungsverein Bürgerkomitee 15. Januar e.V., Berlin
Kommentar: Prof. Dr. Rainer Eckart, ehem. Direktor des Zeitgeschichtlichen Forums; Leipzig
Kommentar: Michael Beleites, ehem. Landesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen Sachsen

Als weitere Gäste ehem. Beteiligte an den „Besetzungen“ in Berlin und anderswo

Das Ende der Staatssicherheit, die Ereignisse Anfang Dezember 1989 und die am 15. Januar 1990 sind vielen bekannt: Sie sind vielfach beschrieben und gehören inzwischen zum historischen Alltagsbewusstsein. Diese scheinbare Gewissheit lässt selten die Frage aufkommen, ob das was wir meinen zu wissen, sich auch wirklich so zugetragen hat. Oder ob es andere Sichtweisen und Fakten gibt, die manches  in neuem Licht erscheinen lassen.

So ist der oft gehörte Satz „Anfang Dezember wurden die Bezirksverwaltungen des MfS/AfNS besetzt“ ungenau bis falsch. Gerade die Berliner Bezirksverwaltung wurde nie „besetzt“, schon gar nicht Anfang Dezember '89. Und ob manche der Bürgerbegehungen von Kreis- und Bezirksverwaltungen wirklich treffend mit dem Wort Besetzung beschrieben ist, ist ebenso fraglich. Für die komplexen Geschehnisse, die am 15. Januar zum Ende der MfS-Zentrale führten, gibt es bis heute keine schlüssige Bezeichnung. „Erstürmung“,“ Sturm“, etc. greifen deutlich zu kurz.

Manche Ereignisse werden oft als revolutionäre Tat vor Ort beschrieben, das Handeln der Staatsseite als die der Bremser und Verhinderer. Aber wie die Motivation und Weisungslage auf Staatsseite wirklich war, ist bis heute nicht untersucht. Die Behauptung des ehemaligen Dresdener Oberbürgermeisters, Wolfgang Berghofer, wonach Ministerpräsident Hans Modrow die Stasi opferte, um sich, die SED und die DDR möglichst zu retten, sorgte für Aufregung. Schrillte Thesen von der Manipulation der Bürgerkomitee führten sogar zu einem Prozess, aber nicht zu einer wirklichen Klärung.

Der 30. Jahrestag der sogenannten „Erstürmung“ der MfS-Zentrale ist ein guter Anlass, auf die Ereignisse zurückzuschauen, kontroverse Sichtweisen zu benennen und offene Fragen zu formulieren.

Mit dem Internetauftritt „Stasibesetzung.de“ haben mehrere Aufarbeitungsinstitutionen und Einzelpersonen erstmals begonnen, den Wissensstand überregional für ganz Ostdeutschland zusammenzutragen. Die Website wird mit Inhalten zum 15. Januar aktualisiert, die im Rahmen der Veranstaltung vorgestellt werden.

Sonntag 12. 1. 2020 um 11 Uhr
Haus 1 Raum 614
ehemaliges Stasigelände, Ruschestr. 103
10365 Berlin

Eine Veranstaltung des Aufarbeitungsvereins Bürgerkomitee 15. Januar e.V., Berlin. Mehr zu unserem Programm unter:  WWW.buergerkomitee1501berlin.de

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